Hiroshima  26. Launing 2012

Hiroshima - vom ANA Crown Plaza, 20. Etage

Hab ich schon vom Okonomiyaki-Essen erzählt? Das ist die Spezialität in Hiroshima – eine der Spezialitäten. Gegrillte Austern und  die kleinen gefüllten Kuchen sind die anderen. Jedenfalls Okonomiyaki ist schon am ersten Abend Ziel. Der Bell Captain im ANA Crown Plaza ist eher ein kleiner Bell-Maat, erklärt mir aber eifrig, wo wir gutes Okonomi bekommen. Er malt alles auf einen Stadtplan und schreibt noch dazu, dass wir im Restaurant das Restaurant "Sanyou" suchen sollen. Klingt komisch, aber was solls. Wer weiß, was der verstanden hat. Etwas später schlendern wir durch Hiroshima. Breite Straßen, viel Grün. Wir finden das beschrieben Restaurant und sind ziemlich verwirrt.Es erinnert mich an den Pearl-Market in Peking: Auf 5 Etagen immer das Gleiche von verschiedenen Anbietern. Heißt hier: Auf 5 Etagen kleine Garküchen mit Sitztresen und alle schreien einem nach, wahrscheinlich, dass ihr Okonomi das Beste von der Welt sei. Wir finden, dass wir für heute genug Wunderliches gesehen haben und gehen umme Ecke in den Keller. Da gibt es koreanisch angehauchten Kohlegrill auf Tisch. Man, haben wir gut gegessen!

Am nächsten Tag beginnen wir mit dem schwierigen Teil der Stadt: dem 6. August 1945.

Friedenspark - Kenotaph



Denkmal für die Kinder, die an Strahlenkrankheit gestorben sind


Atombomben-Dom   -  etwa 160 m vom Epizentrum - UNESCO-Welterbe

"Ich habe eine Erschütterung der Macht gespürt. Als hätten Millionen aufgeschrien und wären plötzlich verstummt!" (Alec Guiness in "Krieg der Sterne")

Komisch, dass ein Satz aus einem Science-Fiction-Film so passend ist. Aber das ist es, das trifft es - das Unfassbare. 100.000 Menschen in 0,3 Sekunden. Weg, einfach so. Im Friedensmuseum unterzeichnen junge Amerikaner eilfertig die Deklaration gegen Atombomben. Ich kann das nicht. Hilft eh nicht. Sinnlos. Eine Menschheit, die unmittelbar nach dem Grauen dieses nicht sofort gestoppt hat, tut das jetzt auch nicht mehr. Das Museum ist schon heftig. Teil 1: der Krieg, die Bombe, die Planung. Teil 2: Schicksale, Reste, die Tage und Jahre danach. Die Ausstellung kann natürlich nicht die ganze Aufarbeitung der Kriegsschuld leisten, die in Japan wohl noch aussteht. Aber alle Dinge, die in die Katastrophe geführt haben, werden zumindest erwähnt: Korea, das Massaker von Nanking, Pearl Harbor. Doch unweigerlich kippt das Ganze dann vom Täter- zum Opfer-Status. Das kann man angesichts dessen, was hier passiert ist, wohl nicht verhindern. Trotzdem ist erkennbar, dass die Macher der Ausstellung das nicht angestrebt haben, sondern nur eins verdeutlichen wollen: DAS darf nicht wieder passieren.

Wir halten den ersten Teil des Museums ganz gut durch. Der zweite ist quälend, obwohl eines fehlt: Bilder der Opfer. Uwe wiederholt immer wieder, dass dieses Fehlen die ganze Sache für ihn so unwirklich macht. Da ist etwas dran. Wir sind mit den Bildern ausgemergelter KZ-Häftlinge aufgewachsen. Hier sind nur geschmolzene Steine, Stahlträger und Einrichtungsgegenstände geblieben. Und am Ausgang eilfertige junge Amerikaner, die Friedenspetitionen abstempeln...

Der Park ist unaufdringlich. Viele Schulklassen. Viel Lachen. Die Kinder grüßen jeden Ausländer. Ein Hauch von Erlebnis-Park. Die Zeit relativiert alles. Am Steinbogen, unter dem jedes Jahr die Namen der neu an den Folgen Gestorbenen hinterlegt werden, kämpfe ich nochmal mit dem Wasser in den Augen. Vor dem Kenotaph acht Tafeln unter flachem Wasser in acht Sprachen. Deutsch ist Tafel 4. Erinnerung und Mahnung. Hinter dem Steinbogen der Atombomben-Dom. Vielleicht gibt es keinen Ort auf der Welt, in dem sich der Wunsch nach Frieden so stark manifestiert. Ich will nicht pathetisch klingen, es ist einfach so.

Wir kriegen die Kurve, als eine Japanerin unseren Alters auf uns zukommt und anspricht. Sie ist Lehrerin und mit einem Kollegen und 20 Kindern aus der Provinz nach Hiroshima gekommen. Die Kinder wüssten gern, woher wir kommen. Und ob es möglich wäre, zusammen ein Foto für die Aufsäze über den Ausflug zu machen. Wir sagen, dass wir ausm Osten kommen, und können in der Übersetzung zwei Worte auffischen. "Doitze" und "Italione". Sie erklärt offenbar den Kindern, dass wir von den früheren Verbündeten abstammen. Ich hoffe einfach mal, dass sie das pädagogisch wertvoll rüber bringt. Ein Junge hätte gern unsere Namen in seinem Heft. Machen wir doch gerne. Uwe wird langsam nervös. Der kleine Frank läuft gerade zur Hochform auf, das kann gefährlich werden. Die Lehrerin - mal zum Lehrgang in Lindau gewesen - versucht nämlich, unsere Namen zu lesen, und Hochform-Frank hebt an zu erklären, was sein so wunderbar sprachgeschichts-trächtiger Name bedeutet. Ich komme bis zu "That means", als ein ruhig gesprochenes "Hör auf!" den etymologischen Namensexkurs beendet. Da hätte ich mich beinahe vor einer englisch-radebrechenden Japanerin zum Löffel gemacht. "Sayonara", "Arrigato" und wir trollen uns. 100 Meter weiter auf der T-Brücke danke ich Uwe für's Ausbremsen und wir haben etwas, über das wir lachen können. War auch nötig.

Danach sind wir zur wieder aufgebauten Burg - war etwa 1,6 km vom Epizentrum entfernt. In Hiroshima werden viele Weiten in "Entfernung vom Epizentrum" gemessen.



Man glaubt es kaum: Spezialitätengeschäft in Hiroshima- und Delitzsch mittenmang!

An einer Kreuzung stehen dutzende Teenies - überwiegend Mädchen - und starren ins Nichts. Wir starren kurz mit und haken es dann unter "Sind-schon-komisch-die-Japaner" ab. Eine Stunde später kommen wir aus unserem Hotel und auf dem Friedensboulevard wieder ein Riesen-Auflauf junger Mädchen, diesmal sogar kreischender junger Mädels. Nein, nein - ein Star ist nicht aufgekreuzt - nur sein beleuchteter Werbe-Bus.


Die Wischie-Generation nervt mich zunehmend. Starren auf ihre Displays, möglichst noch Stöpsel in den Ohren aber unfähig, geradeaus zu laufen. Alle zwei Minuten bleibt einer stehen oder läuft dir vor die Beine. Und der Hähepunkt in Osaka kommt erst noch:  ein junger Mann, der aufs Handy starrend und seiner App vertrauend fast gegen eine Glaswand läuft und dann über seine Füße fällt.  Wenn hier mal das Netz ausfällt, steht die halbe Bevölkerung orientierungslos auf der Straße.


Okonomiyaki - Schmidtrichs'  2. Versuch:







27. Launing - Frank will zum Tor der Tore - O-Torii



ruff uffs Boot und los!






die "T-Brücke" - eigentlicher Zielpunkt der Bombe, wurde damals verfehlt


Wir sind NICHT in Thailand! Bucht von Hiroshima



Willkommen auf Miyajima. Achten Sie darauf, nicht allzu offensichtlich etwas zu essen. Die frei lebenden und zahmen Rehe lauern überall!



Tori zum Itsukushima Shinto Schrein - der im Wasser schwebende Tempel mit seinem berühmten O-Torii. Wir laufen ein wenig mit einer Hochzeits-Rikscha und den Rehen um die Wette. Nein, wir hatten nichts zu Essen ausgepackt!


Durch die Bäume sieht es aus, als sei das Tori...  Ich hab's geahnt!



Die nächste halbe Stunde bin ich offiziell sauer. Uwe glaubt nach einer Weile, ich sei es wirklich.   :-)



Und die Flut läuft auch schon ab. Nur eine Stunde nach Höchststand und der Tempel "schwimmt" schon nicht mehr.










Ein O-Torii-Ersatz!
Buddhas Glatze zu reiben, bringt Glück!




Also so ein japanischer Hausgarten...hmmm...ist schon eine Überlegung wert!



Der Niederegger Hiroshimas. Es gibt allerdings kein Marzipan, sondern die berühmten kleinen gefüllten Kuchen. Kann man auf Miyajima an jeder Ecke kaufen, aber nirgends so nobel und in solcher Vielfalt wie hier.

Kleine-gefüllte-Kuchen-heiß-überbacken-Cafè: Man bestellt, darf sich in den Hausgarten setzen, bis die Küchlein am Spieß im Fett überkrustet werden. Tee gibt's gratis und einen Summer, der Krach macht, wenn die Bestellung fertig ist.   



Die waren cool. Haben alte Kostüme über ihre Klamotten gestreift und mitbekommen, dass wir gegafft haben. Da haben sie sich total freundlich richtig in Pose geschmissen. So saans halt, die Japaner!

Nochmal: Das ist nicht die Südsee!

EINE STRAßENBAHN! Na nix wie rein. In Hiroshima fahren auch noch ganz alte Wagen, aber leider nicht auf der Strecke zwischen der Fähre nach Miyajima und Honori (Hiroshima-Station).  
+++hier wird umgeblättert+++