Ching  Frank Polos und Marco Schmidts abenteuerliche Reise ins Reich der Mitte

Also Wien-Schwechat ist nun nicht gerade das große Abenteuer. Aber defacto geht's hier so richtig los. Ich warte auf meine Maschine - und da man hier nun nicht wirklich 3 Stunden einkaufen muss, nutze ich also die Lounge und starte meinen Reisebericht. An sich hat bis jetzt die optimale Planung fast perfekte Ergebnisse gezeigt. Mit ziemlich viel Ruhe gepackt und die Pflanzen im Haus ersäuft, gut ausgeschlafen, rechtzeitig fertig gewesen und dann  - fremdbestimmt - die erste Aufregung. Das Maik-Taxi kam nicht. Nach 20 Minuten, es ist immer noch genug Puffer, da ich Maik 'nen Toast und 'nen Kaffee zugesagt hatte, rufe ich dann sicherheitshalber an. Es klingt verschlafen, aber es will schon auf dem Weg sein. Weitere 25 Minuten später kommt es an. Ich bin komischerweise noch gut drauf, aber mein Magen krampft schon wieder. Und genau das wollte ich vermeiden. Das Maik-Es hat rote Augen und eine gute Entschuldigung: Der Autoschlüssel ist weg. Und der Zweitschlüssel war nicht so schnell zu finden. Mir egal. Er kann sich noch seinen kalten Kaffee und den zäh gewordenen Toast reindrücken, dann müssen wir los.

In Leipzig werde ich drei mal belehrt, dass Flüssigkeiten ja nun was ganz Böses geworden sind. Selbst mein Nasenspray und die 0,002 ml Parfümrest, die nur dank des Durchleuchtens wiedergefunden wurden, könnten Probleme bereiten. Da ich nun schon mal so eine renitente Verweigerungshaltung demonstriert habe, wird mir demonstriert, was man alles mit Reisenden anstellen kann. Rucksack leeren, Schuhe aus, vierte Belehrung. Und alles im scheensten Sächsch...

Vor der Lounge steht TvW. Ist ja logisch, dass man auf der Reise ans Ende der Welt erst mal das halbe Funkhaus trifft. Torsten will allerdings nach Amerika. Der Klitschko-Kampf ruft. Fünf Tage New York wegen einer Pressekonferenz, einmal Wiegen und ein bisschen Gekloppe... Torsten nimmt's gelassen. Ich würde mich wohl auch nicht beschweren.

Der Flieger geht nicht ab. Irgendein anderer wurde gestrichen und ein Teil der Leute soll nun noch hier mit rein. Eine Frau diskutiert, dass sie eigentlich Business sitzen müsste. Der Stewart kann sein Botox-Lächeln nur mühsam halten. Könnte ich auch nicht, wenn jemand nach der dritten Erklärung, dass Economy zu buchen auch Economy zu sitzen heißt, immer noch ansetzt. "Aber dahinten sitzen mir zu viele!" Gott, was bin ich doch für ein netter normaler Mensch. Da freue ich mich gerade drüber.

In München kaufe ich erst mal ein. Wie man das halt so macht in der Stadt der ...äh... Einkauferei. Ein großer China-Reiseführer. Es ist der einzige, der mehr als eine Seite für Nanking/Nanjing aufbringt. Na gut, dann eben den teuren. Noch einen Tee auf dem Gang, etwas Lesen im neuen Buch und ab ins nächste Flugzeug, in dem man schon als "Gnädger Herr" begrüßt wird. Und meine Jacke wird mir auch abgenommen und aufgehangen. Ach die Seppls....Lebensart hams. Wie zu Kaisers Zeiten halt...   :-)

Es ist 17.48 Uhr und ich denke nicht, dass ich ausführlicher werden sollte. Wird ja auch langweilig auf die Dauer zu lesen, wie jemand von Lounge zu Lounge hetzt. Also lasse ich es erst mal gut sein. Bin gespannt, wie viele China-Menschen schon im Flugzeug sind.....Bis dahin kaufe ich mir noch ein paar Nussbeugel. Nur so wegen der Lebensart.    

Chang         aktualisiert am 30. 11.

Nanking 1. Tag:

Ich darf länger schlafen. Uwe bestellt einen Weckdienst und um 9.30 Uhr klingelt das Telefon, eine Musik duselt und ich antworte ihr brav. Ich schaffe es gerade so zum Frühstück. Probiere alles, was asiatisch aussieht. Außer Congee, eine Art Reisgrütze, auf die man sich alles mögliche pampsen kann, auf die man aber auch getrost verzichten darf. Zurück im Zimmer überlege ich eine halbe Ewigkeit, was ich anziehe. 25°C ist man Mitte November einfach nicht gewohnt. Aber die kurzen Hosen und meine roten Plastetreter gewinnen - mit ungeahnten Folgen. Ich mach mich dann nach weiteren 20 vertrödelten Minuten in Richtung Empfang. Dort sitzen drei Volunteers, die den ganzen Eiskunstlaufzirkus betreuen sollen. Ich bin offiziell auch Eiskunstlaufzirkus und demnach betreuungswürdig.  Die Volunteers sitzen zwar, aber zwei schlafen, den Kopf auf die Arme gelegt. Ein Mädel hält sich mühsam wach und dem erkläre ich, dass ich nicht in die Halle zum Rink will, sondern in die Stadt.  "The Shuttlebus go will at rink to 11.35." Sie kriegt es ganz nett raus, aber es hilft mir nicht wirklich weiter. "I don't wanna go to the rink!", sage ich und zücke meinen Stadtplan. Ihr Blick wird wacher, sie ist am Begreifen. Aber der Portier ist schneller. Er wird mir in den nächsten Tagen noch eine wertvolle Hilfe sein und die schlimmsten Auswirkungen der Volunteer-Tipps verhindern. Jedenfalls einigen er sich mit der Halbwachen auf ein paar Schriftzeichen, die er mir mit den Worten "Zschonschuan-Geeht"  in die Hand drückt. Die anderen Volunteers sind jetzt auch halbwach und versuchen, ganz hilfsbereit drein zu schauen. Gut, eine Chance bekommt ihr noch: Ich frage sie, was das Taxi kosten werde. "40 Yuan" -  "60 Yuan" - "50 Yuan".  Vielen Dank.

Der Portier bugsiert mich aus der Lobby, weg von den weiter chineselnden Freiwilligen. Hand hoch, Taxi her, drei Worte zum Fahrer, Tür wird aufgerissen. Und jetzt komme ich mal wieder ins Spiel. Mein angelesenes Basiswissen für China-Reisende meldet sich. Taxi-Preise! Ich will das also geklärt wissen. Kein Problem, Portier macht alles. Kurze Diskussion mit dem Fahrer. "Ebaut dirtyn Yuan" - "Thirty or thirteen?". Ich ernte einen verständnislosen Blick. Da hat er sich nun so bemüht und dieser blöde Europäer versteht sein Englisch nicht. Ich zeige drei mal 10 Finger. Er schüttelt den Kopf: "Ebaut dirtien!" Er zeigt drei Finger. Das kann ja nun nicht sein. Die Lobby-Schläferin hatte doch was von 50 erzählt. Der Portier zeigt wieder Cleverness, er schnappt sich meinen Stift und schreibt sich 30 auf den Handrücken. "Thirty - that's what I mean", grinse ich ihn an. "Sirrtie", wiederholt er und grinst zurück. Ich werds mal glauben und sitze im Taxi. Autoverkehr ist ja etwas sehr Eigenes in China. Regeln gibt es zwar, werden aber ignoriert. Hupen, drängeln, schnippeln, linksfahren, rechts überholen - nichts ist unmöglich. In der Vorstadt geht das noch glatt, ich kann mir das römische Viertel, wie unser Stadtteil heißt in Ruhe ansehen. Kitsch ist ja gar nichts dagegen. Von Säulen und Putten verzierte Wohnblocks säumen die sechsspurige Straße, werden dann aber von einem Triumphbogen unterbrochen. Ungefähre Größe: Arc de Triomphe. Nein - Kitsch trifft es wirklich nicht. Ich finde kein Wort dafür. Ich grinse bloß. Wir kommen bis zum "Airport Expwy" und rasen von einer Spur zur anderen wechselnd in Richtung Stadt. Endlose Vorstädte mit breiten Straßen und futuristischen Bauten, durchsetzt von Parks und Denkmälern. Kurz vor dem "Belt Expwy" - ich liebe das Wort Expwy - dann ein Stalinbau erster Güte, acht oder neun Stockwerke mit rotem Stern in der Mitte, zwei Seitenflügel umfassen einen dreieckigen Hof mit Chinaflagge - das Gebäude der Bezirksparteileitung. Die Kreuzung der ganzen Expwys ist noch ein wenig höher als der Parteiblock. Die Spuren werden über- und untereinandergefädelt, dass einem Angst und Bange wird. Da durften sich die Chefdesigner des VEB Betonkombinats Nanjing mal richtig austoben. Wir fahren drunter durch und ab vom unaussprechlichen Expwingsda. Hupen, anziehen, bremsen, hupen, schimpfen, hupen. Rein in eine Einbahnstraße auf Stelzen, begrenzt von halbmeterhohen Betonwänden. Wir schaffen sie nicht ganz: Ein Fahrradfahrer mit beladenem Anhänger quält sich die Straße hoch. Es wird gnadenlos gehupt. Der Radfahrer steigt ab und schiebt sein Gepäck ein wenig an die Seite, das Taxi schrammt vorbei.

Die Innenstadt besteht eigentlich nur aus Hektik: wuselnde Chinesen, Autos, Fahrräder, Busse und nochmals wuselnde Chinesen. Dann ein kleiner Platz, gekrönt von einem roten Bogen mit viel Schrift. Chinesen haben einen Hang zu Bögen. Keine Ahnung, was drauf steht - sieht eigentlich sehr nach Sozialismus aus. Also - Platz, Bogen und am Ende: Das Zhonghua-Tor. Ein Riesenklopper von Stadtbefestigungsanlage. Jetzt beginnt die große Denkmaltour, das Kulturprogramm sondergleichen. Das heißt, wenn ich bis zum Tor komme. Erst einmal stehe ich in der Sonne und starre mit offenem Mund ein paar bunten Punkten am Himmel nach. Alte Männer lassen direkt vor mir auf dem Platz ihre Drachen steigen, in unglaubliche Höhen. Das ist einfach nur schön. Genau so sollte China sein. Ich drücke mich unter den himmelwärts gespannten Sehnen hindurch und schaffe es nun doch zum Tor. Der erste Ming-Kaiser Hongwu hatte Nanking 1368 zu seiner Hauptstadt gemacht. Er ließ die Stadt großzügig ausbauen. Aus dieser Zeit stammt die Stadtmauer, die über weite Strecken noch erhalten und teilweise sogar begehbar ist. Stadtmauer ist dabei allerdings nicht gleich Stadtmauer im europäischen Sinne. In China ist ja alles größer und mehr.  Nanjing besitzt die größte, längste und in diesen Außmaßen am besten erhaltene Stadtmauer der Welt. Glaube ich sofort. Und dieses Stadttor muss alle Eroberer vergrätzt haben: 4 Tore mit Zwischenhöfen und netten Begrüßungs-Vorrichtungen

Die Rampen an der Seite waren für Reiter und Streitwagen gedacht. Sie führen zur Plattform über dem ersten Torhaus. Auf der Plattform stand früher das Gebäude der Garnision. Das Tor ist insgesamt - in seinen Ausmaßen, der Struktur, der Präsentation ganz nett. Was mich vom Hocker, oder besser gesagt, fast von der obersten Plattform wedelt, ist die Stadtmauer, die neben dem Tor beginnt. Schneller kann einem nicht bewusst werden, dass man aus der tiefsten europäischen Provinz kommt. Der Delitzscher Stadtzaun könnte hier als Absperrung dienen: "Bleiben Sie bitte hinter ihren 5 Ziegeln und begrapschen Sie unsere wirklich große Mauer nicht!" Das Teil ist riesig hoch und dazu so breit, dass ein oder zwei Wagen auf der Krone fahren könnten. Davor verläuft der Fluss, den ich noch drei Tage lang für den Yangtse halten werde. Dahinter einige alte, kleine Katen und noch ein Kanal. Der muss zum Konfuziustempel führen, aber ich will den direkten Weg versuchen. Laut Stadtplan muss das gleich um die Ecke sein. Also die Allee hoch und nach links. Viel Volk auf den Straßen, viele neugierige Blicke, viel Gelächle. Gott, sind die freundlich. Ein Mann mit Fahrrad und Anhänger fährt vorbei, staunt mich an, kriegt den Mund nicht mehr zu, dreht sich um, fährt, dreht sich nochmal um. Das macht mich nun aber doch nervös. Seh ich irgendwie bescheuert aus? Hab ich mich irgendwo eingesaut? Glasfassade sagt "Nein". Hmm. Ich ignoriere es. Ein Krankenhaus, Volk, Volk, Volk und ich mittenmang. Drängle mich durch Menschenmassen, Fahrräder, Motorroller und Autos. Stehe plötzlich wieder am Kanal. Ah ja - falsche Straßenseite - da drüben muss ich hin. Straße überqueren ist auch etwas Eigenes in China. Am besten, man läuft mit jemandem mit. Einheimische wissen, wann sie eine Chance haben.  Also rüber über die sechs Spuren, Straße hoch (wieder lächelnde Blicke) und nach links. Zwei Millionen Schulkinder in Trainingsanzügen unterwegs - oder Schuluniformen? Die können doch nicht alle in der vierten Stunde Sport gehabt haben!? Ein Platz, noch mehr Schulkinder und wieder ein Losungs-Bogen plus Tor. Tor ist gut, Tor bedeutet immer: Shopping, Futtern, Tempel etc.  

Es lebe die Kommunistische Partei, Mao, der Weltfrieden und was sonst noch so ansteht!

Auch mit dem Boot kann man vom Zhonghua-Tor zum Konfuziustempel. Das hebe ich mir für den Tag auf, an dem Uwe Zeit für die Stadtbesichtigung hat. Ich laufe etwas über den Platz, versuche auf den Zehenspitzen in den Tempel zu illern. Ich hab ja nun gerade 20 Y für das Tor ausgegeben. Tempel kann man ebenfalls besichtigen, wenn Uwe...

Ich studiere erst mal den Stadtplan. Rein theoretisch könnte man ein, zwei mal um die Ecken biegen, die U-Bahn nehmen und dann 3 Stationen nach Norden fahren. Dort

Nanking 2. Tag. Der Weckdienst spricht verdammt gut deutsch. Und sexy ist die Stimme auch! Abends wird mir Uwe erzählen, dass er aus der Halle angerufen hat. Na gut - er ist verschnupft und ich war verschlafen.  Kann ja mal passieren. Dass man sich beim Frühstück vergreift, kann auch passieren. Ich esse einen Pamps mit 7 Delicious drauf. Schmeckt wie scharfer Puddingersatz. Ich bin tapfer. Sehr tapfer.

Den 11.30-Uhr-Bus schaffe ich nicht. Also ab in den Hotelgarten, in die Sonne gesetzt. Ich versuche wieder, Uwes MP3-Player zu begreifen. Komisches Teil. Na ja, ich komme vorwärts. Der Bus kommt auch. Also Sachsen geschnappt, durch die Lobbyund reingesprungen. Zwei durchgeschwitzte Eiskünstler, sonst leer. Während mein Kopf diese Infos verarbeitet, fährt der Bus los. Und gleichzeitig kommt noch einer. Ah ja: Frank sitzt also in dem Teil, das vom Rink zu den Hotels fährt (und unser Hotel liegt in der Mitte der Tour). Der andere Bus, dem ich jetzt sehnsüchtig hinterherblicke, kommt von Hotel 1, hält jetzt bei uns und fährt dann zum Rink. Das wäre Ihr Preis gewesen. Ist es aber nicht geworden. Ich fahre drei Minuten zum nächsten Hotel, sitze dort eine halbe Stunde in der Lobby und fahre dann via eigenes Hotel zur Eishalle. Die U-Bahn bringt mich für 3 RMB (30C) zur Xianwumen und gleich dort beginnt das große Shoppingparadies von Nanjing: Wuhan Lu. Das Paradies fesselt mich etwa eine halbe Stunde. Escada, Levis, Zara, Jack & Jones, Escada, Levis,...  Ätzend. In der Seitenstraße waren wir am Abend zuvor Essen. Am Tag ist es deutlich leerer.

Nanjing hat die modernste U-Bahn, die ich bisher gesehen habe. Und die endet ...

 ...an Uwes Arbeitsstelle - Olympia-Forum.     

3. Tag

Uwe hat mal einen Vormittag frei. Ich präsentiere, was ich schon ausgekundschaftet habe.

Unten: der Jangtsekiang

Man beachte die Mao-Bibeln bei den Damen, Herren und Kindern:

Chinesen lieben Schildkröten. Als Garant eines langen Lebens und als Hauptgericht.

Im Totentempel des ersten Ming-Kaisers. Und hinter der Wand....

Das Viertel am Konfuziustempel bei Nacht: Gott, was bin ich manchmal cool!  :-)) 

Tempen! Konfuzius-Tempen!

unten: Konfuzius

Chong  - aktualisiert am 30. 11. - ganz viel unten

Schildklöte blinkt Glück und langes Leben: 

Nix wie hin! 

Die Reise nach Peking wird - na sagen wir mal - nicht ganz einfach.  

Peking:  Gleich am ersten Abend gabs Peking-Ente. Was sonst! Keine Erklärung. Bilder erklären alles.

Und dann mumpeln.

1.Tag

 

Vor der Großen Halle des Volkes. Da kommen doch gleich die kommunistischen Gene wieder durch.  

Da liegt Mao.  Direkt vor der Verbotenen Stadt.      

Also ich für meine Wenigkeit finde dieses Ensemble am Schönsten in Peking: Der Tempel des Himmels. Wobei dieses Gebäude nicht der Tempel an sich ist. Tempel steht im Chinesischen oft für "Tempel-Anlage". Beim Himmelstempel gehören dazu Mauern, ein riesiger Park, Tempelgebäude, zeremonielle Plätze, Tore etc. Und die Krönung von dat Janze ist die Halle des Gebets für eine gute Ernte - der höchste Holzbau Chinas. Und jetzt frage ich mich gerade, wie groß das Teil eigentlich war. 

Peking - 2.Tag

 

Von der großen Mauer zum Sommerpalast

Ich gewinne immer.....

Das Marmorboot der Kaiserin-Witwe Xishi. Das zum Bau benötigte Geld war eigentlich für die Flottenmodernisierung gedacht.